Fischer wollen keine Partyzone an den Seen in Merching und Kissing

Vor allem der Schwanensee bei Merching dient Feiernden als nächtliche Partyzone und die Fischer ärgern sich über den Müll. Auch der Weitmann- und Auensee sind betroffen. Von Gönül Frey und Eva Weizenegger

Stefan Schopf kommt gerade zurück von seinem Rundgang am Schwanensee bei Merching. Er ärgert sich:”Seit Wochen wird der Schwanensee als Partyzone genutzt und die Feiernden lassen einfach ihren Müll liegen.” Die Fischergilde Merching hat den See gepachtet und kümmert sich seit über 20 Jahren neben der Paar und dem Finsterbach auch um dieses Areal. Schopf ist erster Vorsitzender der Fischerglide Merching. Er und seine Mitglieder verzeichnen einen massiven Anstieg von Vandalismus und Umweltverschmutzung.

Dabei gilt der See als ausgewiesenes Biotop und ist besonders schützenswert. “Darauf machen auch die Schilder alle Besucher aufmerksam”, so Schopf. Auch Boote, Stand-up-Paddler oder Badegäste mit Luftmatratzen sind seit letztem Jahr am Schwanensee nicht erlaubt. “Wir sind sehr froh, dass wir Fischer wenigstens dieses Verbot durchbringen konnten und so die seltenen Tier- und Pflanzenarten in diesem Bereich schützen”, sagt Schopf.

Merchinger Fischer investieren viele Arbeitsstunden für den Schwanensee

Die Mitglieder des Fischereivereins investieren jedes Jahr etwa 400 Arbeitsstunden, um den See in dem naturbelassenen und für Spaziergänger, Naturliebhaber und Vogelkundler sehr attraktiven Zustand zu erhalten. Stefan Schopf berichtet von zerstörten Tischen und Stühlen, ins Wasser geworfene Fahrräder, Holzkohlegrills und Grillzubehör. “Für ein Lagerfeuer werden hölzerne Stuhlbeine ausgerissen, Geländer demontiert und verfeuert”, schildert er. Die über den ganzen See verteilten Flaschen zähle er schon gar nicht mehr.

Das ist nur ein kleiner Teil der Hinterlassenschaften, die die Merchinger Fischer am Schwanensee regelmäßig nach den illegalen Partys einsammeln.
Das ist nur ein kleiner Teil der Hinterlassenschaften, die die Merchinger Fischer am Schwanensee regelmäßig nach den illegalen Partys einsammeln. Foto: Stefan Schopf

„So schlimm sich das auch anhört, ich bin froh, dass der Sommer dieses Jahr so nass und kalt ist, aber wenn es anders wäre, wären die Schäden wahrscheinlich um ein Vielfaches höher“, so der Vereinsvorsitzende. Dabei zeigt Schopf durchaus Verständnis für die Feiernden. “Vor allem Jugendliche wollen sich nach diesem langen Lockdown treffen und das sollen sie auch”, sagt er. Doch den Müll einfach liegen zu lassen, die Fischer, die sie darauf ansprechen, den Unrat wieder mitzunehmen, auch noch anpöbeln, das gehe zu weit. Als Gegenmaßnahme werden die Merchinger Fischer besonders an den Wochenenden Präsenz zeigen und versuchen, diesem Unwesen Einhalt zu gebieten. “Wir wollen uns dieses kleine Paradies nicht von ein paar Vandalen zerstören lassen und werden jede Form von Vandalismus und Umweltverschmutzung zur Anzeige bringen”, so ist die einhellige Meinung der Merchinger Fischer.

Kissinger Fischergilde veranstaltet zweimal jährlich einen große Aufräumaktion

Auch andere Fischereivereine berichten von Problemen an ihren Gewässern: “Schweine gibt es immer und überall”, sagt Peter Fischer lakonisch. Der Vorsitzende der Kissinger Fischergilde ist im Laufe der Jahre rund um den Kissinger Weitmannsee und den Auensee schon über einigen Müll gestolpert. Seine Erfahrung ist, dass die Stamm-Badegäste ihre Seen eigentlich gut sauber halten. Dem nächtlichen Feier-Publikum hingegen sei alles egal.

Auch am Weitmannsee in Kissing hinterlassen Feiernde immer wieder Müll.
Auch am Weitmannsee in Kissing hinterlassen Feiernde immer wieder Müll. Foto: Philipp Schröders

Die Kissinger Fischergilde organisiert deshalb schon seit vielen Jahren jeweils im Herbst und im Frühling eine große Säuberungsaktion. Heuer konnte diese wegen Corona nicht wie üblich stattfinden. Ersatztermin ist der kommende Samstag, 14. August, ab 8 Uhr mit Treffpunkt am Weitmannsee-Parkplatz. “Ich hoffe, dass da einiges geht”, sagt Fischer. 70 bis 80 Leute finden sich normalerweise ein, wenn es ans gemeinsame Aufsammeln an den Seen geht. “Der Müllcontainer wird dabei schon ziemlich voll”, sagt der Vorsitzende. Dabei ist so ziemlich alles zu finden: von Verpackungen bis Sperrmüll. “Ich habe zum Beispiel mal ein Waschbecken gefunden”, erzählt er. Die Kissinger Fischergilde merkt dabei auch an den Hinterlassenschaften, dass durch die Corona-Pandemie mehr Leute die heimischen Naherholungsgebiete für sich entdeckt haben.

Müll, beschädigte Bänke: Auch die Mergenthauer Seen bei Kissing sind betroffen

Herausgerissene Bänke und Partyrückstände – ähnliche Missstände wie am Merchinger Schwanensee wurden bei der Friedberger Polizei heuer auch schon bei den Mergenthauer Seen in der Nähe von Kissing angezeigt. Insgesamt geht Martin Binder, der stellvertretende Dienststellenleiter in Friedberg, jedoch davon aus, dass viele Vorfälle dieser Art gar nie bei der Polizei landen. Insofern tauche bei weitem nicht jeder empfundene Brennpunkt auch in den offiziellen Polizeiakten auf. Rechtlich gesehen handelt es sich bei den Vorfällen um Sachbeschädigungen sowie um Verstöße gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz.

Laut Binder darf der Pächter oder Eigentümer eines Sees sein Hausrecht ausüben. Das heißt, er kann z. B. Personen von seinem Grund verweisen. Die Merchinger Fischer haben ja bereits angekündigt, am Schwanensee entsprechend gegen Störer vorzugehen. Der stellvertretende Polizeichef in Friedberg rät dabei allerdings zur Vorsicht: ” Bei jeder Ansprache sollte der Eigentümer oder Pächter auch seinen eigenen Schutz im Blick haben. Sollte er sich nicht sicher fühlen, sollte die Polizei hinzugezogen werden.”, sagt er. Bei größeren Gruppen oder starkem Alkoholkonsum empfiehlt er, immer die Polizei zu benachrichtigen. “Hier steht der Eigenschutz absolut im Vordergrund”, betont er.

Quelle: Friedberger Allgemeine https://www.augsburger-allgemeine.de/friedberg/Merching-Kissing-Fischer-wollen-keine-Partyzone-an-den-Seen-in-Merching-und-Kissing-id60312511.html