Der Eisvogel ist verschwunden: Die Abpumpaktion des Auensees in Kissing hat sich auf die Tiere ausgewirkt. Doch der Gewässerwart ist optimistisch!
Früh am Morgen ist der Auensee besonders friedlich, verrät Alfred Ortlieb. Der ehrenamtliche Gewässerwart der Fischergilde Kissing dreht dann gerne eine Runde um den Baggersee, schaut nach dem Rechten und genießt die Ruhe. Nach der großen Abpumpaktion Ende Juli, bei der Millionen Liter Wasser in die ausgetrocknete Friedberger Ach gepumpt wurden, ist mittlerweile alles wieder in Ordnung. Der See habe sich schnell erholt, denn das Grundwasser habe nachgedrückt und den See abgekühlt. Zudem habe es ein paar Tage später stark geregnet, erzählt er. “Momentan ist alles einwandfrei, wir haben gute Wasserwerte.” Doch für einige Tiere hatte die Aktion starke Auswirkungen.
Dr. Kurt Nunn vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth bestätigt die guten Werte: “Der aktuelle Zustand des Auensees ist unauffällig. Wir hatten durch die Entnahme eine Absenkung, die dann relativ schnell wieder ausgeglichen wurde. Zwischenzeitlich ist der Wasserstand sogar um 20 Zentimeter über dem damaligen Wasserstand gestiegen.” Das habe eine natürliche Ursache. Denn als Baggersee sei der Auensee ans Grundwasser angebunden. Deshalb werde sein Wasserstand unter anderem durch den Grundwasserstand beeinflusst.
Im Sommer wurde Wasser aus dem Auensee gepumpt:
Eigentlich macht das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth vom Auensee kein Monitoring. “Wir beobachten nur Fließgewässer, keine Baggerseen”, erklärt Dr. Kurt Nunn. Nur in Einzelfällen, wenn es einen konkreten Anlass gibt, kommen die Mitarbeiter der Behörde vor Ort. Wie bei der Abpumpaktion: “Wir haben im Juli geprüft, ob wir diese Überleitung zur Ach überhaupt empfehlen sollen. Da haben wir dann die allgemeinen physikalischen Parameter wie Temperatur, pH-Wert, Leitfähigkeit und Sauerstoff ermittelt.” Erst vor wenigen Tagen hat das Amt dann noch einmal diese Werte nachgemessen. Das Ergebnis: Alles normal.
Doch wie sieht es mit der Flora und Fauna aus? Auf die Pflanzen habe die Abpumpaktion keine Auswirkungen gehabt, sagt Alfred Ortlieb. Auch nicht beim ökologisch wertvollen Biotop, das sich vom Auensee speist. Das wird schon wieder von Seerosen bedeckt. Durch die Ableitung des Wassers war dieses kleine Paradies komplett trocken gelegt worden. Eine Katastrophe, weil es als pflanzenreiche Flachwasserzone ein ideales Rückzugsgebiet ist, vor allem für die Fischbrut und andere Wasserbewohner wie die Teichmuschel, die auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft ist. Um wenigstens diese Weichtiere zu retten, sammelte sie die Jugendgruppe der Fischergilde Kissing in einer spontanen Rettungsaktion ein und brachte sie ins sichere Wasser.
Außerdem legten sie an zwei Stellen Verbindungsgräben zum See an. Erfreulicherweise füllten diese die tieferen Gumpen relativ schnell wieder mit Wasser und bis zum Abend war wieder ein größerer Teil des Bodens mit Wasser bedeckt. Dies führte auch dazu, dass ein Großteil der Muscheln zeitnah wieder in ihren angestammten Lebensraum zurückgesetzt werden konnte. Alle Muscheln habe man nicht retten können, meint Alfred Ortlieb, aber wenigstens einige. Welcher Prozentsatz konkret überlebt habe, wisse man nicht, weil diese Tierchen – nicht sichtbar – mittlerweile wieder unterhalb der Wasseroberfläche leben. “Wir hatten zwar Ausfälle, aber eine Muschel speichert ja Wasser und überlebt noch eine Zeit ohne Wasser.”
Auch ein Eisvogel, der im Biotop gerne nach der Fischbrut suchte, wurde seit Längerem nicht mehr gesehen. “Den Eisvogel habe ich noch an dem Tag gesehen, als das Biotop trocken war.” Das sei für ihn wie ein gedeckter Tisch gewesen. Zudem haben Reiher und Raben die Fischbrut verspeist. Die Trockenlegung hat der Fischnachwuchs nicht überlebt. “Vermutlich kommt der Eisvogel aber wieder, wenn im nächsten Frühjahr die Fische wieder laichen”, meint der Gewässerwart.
Dies ist ein Beitrag aus der Friedberger Allgemeinen Zeitung. Fotos: Friedberger Allgemeine Zeitung sowie Fischergilde Kissing.